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Mein Wochenende in Vík

Am Samstag sind wir losgefahren nach Vík, dort ist mein Gastvater aufgewachsen. Die Fahrt hat etwas über eine Stunde gedauert, und dabei habe ich schon eine ganze Menge Informationen über die Region und die Orte, an denen wir vorbeigefahren sind, bekommen. Wir sind zum Beispiel am Eyjafjallajökull vorbeigefahren. Die Aussicht auf der Fahrt war schon absolut atemberaubend.

Angekommen in Vík sind wir in das Haus der Großmutter vom meinem Gastvater "eingezogen". Die Großmutter lebt im Altenheim auf der anderen Straßenseite und deshalb kann Besuch in ihrem Haus übernachten. Die Eltern wohnen auf gleicher Höhe nur in der Parallelstraße (höher am Berg).

Wir sind dann zu den Eltern des Gastvaters gegangen und haben dort Milchreis zum Mittagessen bekommen. Dort waren noch die drei Kinder der Schwester meines Gastvaters. In Vík war an dem Wochenende das "Rainbow Festival", bei dem regionale Kunst, Kunsthandwerk und Kultur gefeiert werden. Nach dem Mittagessen sind wir dann zur ersten Veranstaltung in diesem Rahmen gegangen. In der Turnhalle waren Spiel- und Spaßaktionen für Kinder aufgebaut. Erst war dort ein Superheld, der die Kinder mit Musik zur Bewegung animiert hat. Als er fertig war, wurden Hüpfburgen aufgepustet, und es gab die Möglichkeit, in große Plastikbälle, die mit Luft gefüllt sind, zu steigen und dann so durch die Gegend bzw. gegeneinander zu laufen. Ich hatte viel Spaß, die ganzen Kinder und Familien zu beobachten. Gefühlt haben sich alle mit allen unterhalten und die Eltern kannten sich irgendwie alle. Es gab auch noch einen Zuckerwatte- und Slush-Eis Stand. In der Menge habe ich eine Influencerin, der ich schon seit einigen Jahren folge, gesehen. Sie ist selbst aus Deutschland und lebt der Liebe wegen schon einige Jahre auf Island. In einem ruhigen Moment habe ich sie angesprochen. Es hat sich rausgestellt, dass mein Gastvater ihr erster Chef war. Für mich war die ganze Situation ziemlich surreal und mein einziger Gedanke war: "Island ist ein Dorf".

Danach sind wir zu einem kleinem Kunst-Markt gegangen. Ich hatte vergessen, Geld mitzunehmen, aber es war schön, sich verschiedene süße Produkte anzugucken. Außerdem gab es kostenlose Muffins. Mein Gastvater kannte gefühlt jeden und ist nur von Gespräch zu Gespräch gegangen. Anschließend sind wir zur Touristeninformation gegangen. Dort gab es Flyer mit verschiedenen Rätseln, die man mit einem kleinen Spaziergang durch den Ort lösen konnte. Ich habe das Rätsel auf Englisch gelöst und mir mit Google geholfen. Auf der Suche nach den richtigen Informationen habe ich noch viele andere interessante Sachen über Vík und Island erfahren. Wir habe diese Rätsel im Restaurant gelöst. Dazu haben wir Bread-Sticks bestellt. Das sind Streifen aus einem Teig (so wie so Knack-und-Back-Brötchen), getränkt in Knoblauchbutter. Als Dip dazu gab es Tomatensoße. Das war so lecker und auf die Idee wäre ich nie alleine gekommen. Die Rätsel, die wir nicht im Restaurant lösen konnten, haben wir dann dadurch geschafft, dass wir mit dem Auto zu den verschiedenen Orten gefahren sind. Dadurch, dass der Gastvater dort aufgewachsen ist, kannte er alle Schleichwege und wo was ist. Wir waren relativ schnell fertig, sind aber auch so Fußgänger- und Trampelpfade gefahren. Für mich hat es sich sehr nach Offroad angefühlt.

Wieder zurück waren noch mehr irgendwie verwandte Menschen zu den Eltern meines Gastvaters gekommen. Es gab kurz Streit zwischen den Kindern. Als sich alle Wogen wieder geglättet hatten, bin ich mit der Gastmutter und der Tochter zur zweiten Hälfte eines Klavierkonzerts gegangen. Der Pianist, der gespielt hat, ist innerhalb von Island relativ bekannt. Eine Sängerin hat bei einem Lied mitgesungen.

Als wir wieder zurück waren, sind noch mehr Verwandte gekommen. Es waren so viele Leute da, dass zum Abendessen 4 Kinder an den Katzentisch ausgelagert wurden. Es gab Kartoffeln und Fisch und noch verschiedenes rohes Gemüse. Danach bin ich noch mit ein paar Leuten aus der Familie zu einem Konzert gegangen. Am Anfang klang das eher nach Jazz oder Soul und ging dann vor der Pause über zu isländischen Gassenhauern. Nach der Pause hat sich das dann nach Schlager angehört, aber nicht nach Malle-Party-Schlager, sondern eher so „Lebensweisheitsschlager“. Deshalb sind wir dann schon früher gegangen. Die Erwachsenen haben sich abschließend ganz gut besoffen und ich bin relativ früh ins Bett gegangen. Ich war reichlich reizüberflutet und habe wild geträumt.

Am nächsten Morgen bin ich nach dem Frühstück mit dem Gastvater und drei Kindern (die beiden älteren von meiner Gastfamilie und eins von seiner Schwester) und dem Welpen Wandern bzw. Klettern gegangen. Wir sind an den Fuß des Berges gegangen, dann so weit hochgeklettert, wie es ging. Danach haben wir noch einen Abstecher zum Strand gemacht. Wieder zurück gab es Nudeln mit Würstchen zum Mittagessen. Für mich wurden die Würstchen weggelassen, und ich hatte dann Nudeln mit Ketchup.

Da noch oberhalb der Tannen sind wir rumgekraxelt.

Diese kleinen Höhlen waren am Fuße des Berges. Ursprünglich wurden Kartoffeln in ihnen gelagert. Ursprünglich besaßen Bauern alles Land in der Gegend. Alle, die einem Bauern Land abkauften, um dort zu wohnen, bekamen auch ein Stück Land dazu, um Kartoffeln anzubauen. Diese Flächen lagen alle am Fuße des Berges. Direkt am eigenen Kartoffelacker haben die meisten Leute sich dann auch eine Lagermöglichkeit gebaut. Die Überreste davon sieht man heute noch.

Wieder zurück haben wir ein bisschen Pause gemacht und sind dann zum Gottesdienst aufgebrochen. Der Gottesdienst war anlässlich des 90-jährigen Jubiläums der Kirche in Vík. Es waren viele verschiedene Geistliche da, unter anderem die Bischöfin von Island. Der Gottesdienst war vom grundsätzlichen Ablauf gleich wie in Deutschland. Und einige der liturgischen Gesänge hatten die gleiche Melodie und wurden "nur" ins Isländische übersetzt. Der Gottesdienst wurde von einem Kammerchor begleitet. Dadurch hat die Gemeinde bei den Liedern gar nicht mitgesungen, und auch bei den meisten gesprochenen Elementen hat nur der Chor geantwortet. Das Abendmahl fand als Wandelabendmahl mit Oblaten, die dann in Wein getunkt werden konnten, statt. Es war sehr spannend zu schauen, wie in einem anderen Land Gottesdienst gefeiert wird, ich habe aber jetzt noch viele Fragen. Sprachlich haben in nämlich das wenigste verstanden - um nicht zu sagen: nichts.

Dann sind wir wieder zurückgefahren und ich bin sehr müde und mit ganz vielen neuen Eindrücken ins Bett gefallen. Aber nicht ohne den Sonnenuntergang aus meinem Fenster zu beobachten.

2 Gedanken zu „Mein Wochenende in Vík

  1. Michael

    Wow, da hast du ja an den beiden Wochenenden echt was von der Insel gesehen. Die Landschaft, besonders die Wasserfälle am Vulkan -du weist schon welcher- ist schon sehr beeindruckend. Und vom Regenbogen-Zebrastreifen in Reykjavík können sich die Bonner noch ein großes Stück abschneiden. Schön, dass du dich einlebst. Liebe Grüße!

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